Xiaohui Yang
Education Research Institute, Shandong Ying Cai University, Shandong, PR China. yangxiaohui720@gmail.com
Abstrakt
In den 1970er Jahren haben sich duale Studiengänge zuerst an Berufsakademien in Deutschland etabliert und wurden weiterhin an Fachhochschulen und Universitäten eingeführt. Das Duale Studium kombiniert ein Studium an einer Hochschule oder einer Berufsakademie mit der Ausbildung in einem Unternehmen. Sie umfassen ausbildungsintegrierende und praxisintegrierende Anteile. Das Fächerspektrum ist den Bedürfnissen von Unternehmen anpasst. Ein Überblick über Zuständigkeiten und Verwaltung des deutschen dualen Studiums zeigt, dass die Akteure auf allen Ebenen in gemeinsamer Verantwortung für die Planung, Durchführung und Weiterentwicklung zusammengeführt werden. Mit dem Blick auf die Verzahnung zwischen Hochschulen und Unternehmen ist eine zentrale Frage, welche Gründe die Unternehmen motivieren, die Kooperation mit Hochschulen anzugehen und inwieweit die Lernorte zeitlich, inhaltlich und organisatorisch miteinander verzahnt sind.
Mit einer Analyse des deutschen dualen Studiums gehen wir der Frage nach, ob es mit den eigenen Besonderheit und Vorteilen ein verwendbareres Modell für China ist. Wegen der veränderten Bildungspolitik in China wurde in den letzten Jahren vermehrt versucht, Brücken zwischen Berufs- und Hochschulbildung zu bauen. Das Kooperationsprojekt des deutschen dualen Studiums wird seit 2002 in China umgesetzt. Durch die Analyse des Entwicklungsstandes und dem Vergleich des dualen Studiums in Deutschland und China, sind Probleme in Forschung und Durchführung zu erkennen und Empfehlungen für China, mit Anlehnung an das Deutsche duale Studium, zu formulieren.
Schlüsswörter: duales Studium, Verzahnung zwischen Deutschland und China, Durchführung in China
1 Darstellung des dualen Studiums
Die Veränderung des Bildungswesens eines Landes vollzieht sich –auch im Zeichen der sozialen Modernisierungsbewegung– als ein längerfristiger historischer Prozess (Zabeck, Zimmermann, 1995). In Deutschland wird gegenwärtig verstärkt auf eine Hybridisierung an der Schnittstelle von Berufsbildung und Hochschulbildung gesetzt, um die Durchlässigkeit zu erhöhen und damit das Bildungssystem zu reformieren (Graf, 2014). Das duale Studium gilt als gelungenes Beispiel für einen Ansatz zur Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den Bildungssegmenten der beruflichen und akademischen Ausbildung (Krone, 2015).
1.1 Definition
Eine Definition des dualen Studiums wurde in Deutschland erstmals durch den Wissenschaftsrat aufgestellt. Danach umfasst ein duales Studium die beiden konstituierenden Merkmale „Dualität“ und „Studium“. Eine Dualität verlangt sowohl einen angemessenen Umfang der Praxisanteile, als auch eine Verbindung und Abstimmung der Lernorte. „Studium“ bezeichnet ein wissenschaftsbezogenes Ausbildungsformat, das mindestens den Vorgaben der KMK (Kulturministerkonferenz) für Einrichtungen des tertiären Bereichs entspricht (WR, 2013).
In der Veröffentlichung „Ausbildung Plus“, des BIBB, werden die Besonderheiten beschrieben:„Als dualer Studiengang in der Erstausbildung wird ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit integrierter Berufsausbildung bzw. Praxisphasen in einem Unternehmen bezeichnet. In dem höheren Praxisbezug, der abhängig von Studiengang und Hochschule variiert, liegt der Unterschied zu klassischen Studiengängen an Universitäten oder Fachhochschulen“ (BIBB, 2014).
1.2 Entstehung und Verbreitung
„Der Ausgangspunkt aller dualen Konzeptionen im tertiären Bereich ist die baden-württembergische Berufsakademie“ (Becker, 2006), die 1974 als „Stuttgarter Modell“, mit insgesamt 163 Studierenden und 51 Ausbildungsfirmen, in den Ausbildungsbereichen Wirtschaft und Technik in Stuttgart und Mannheim startete (Herrmann, Verse-Herrmann, 2001). Als konzeptioneller Vorläufer der Berufsakademien wurde das „Stuttgarter Modell“ von der IHK Stuttgart und der Württembergischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie,unter der Initiative von Daimler-Benz AG, Robert Bosch Gmb H, Standard Elektrik Lorenz AG, gegründet (Osswald, 1988). Das Ausbildungsziel der Berufsakademie konzentrierte sich auf die Qualifizierung für dispositiv-operative Tätigkeiten in gehobenen Sachbearbeiter- und mittleren Managementpositionen (Zabeck, 1978).
Seit den ersten Modellversuchen bis in die Gegenwart sind die „Studienformen dualer Prägung als sinnvolle Ergänzung des Studienangebots“ empfohlen (WR, 2002). Duale Studiengänge sind in den 1980er Jahren erstmals als innovativer Bildungsweg an Fachhochschulen eingeführt worden (Purz, 2011) und haben sich seit Mitte der 1990er Jahre in größerem Maße im Hochschulbereich bis an Universitäten ausgeweitet (Becker, 2006; BMBF, 2000). Ihre Zahl hat sich in den letzten 10 Jahren, von 2004 bis 2014, mehr als verdreifacht (Abb.1).
Abb.1 Anbieter dualer Studiengänge 2004–2014 Quelle: BIBB, 2014
Von den in der „Ausbildung Plus-Datenbank“ enthaltenen Studiengängen werden 67.3% von Fachhochschulen angeboten (BIBB, 2014).
1.3 Formen dualer Studiengänge
Nach dem Grad der Intensität und der Art der Integration des theoretischen und des praktischen Teils des dualen Studiums lassen sich vier Formen unterscheiden (Holtkamp, 1996; BIBB, 2014):
(1) Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge verbinden das Studium mit einer Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf.
(2) Praxisintegrierende duale Studiengänge verbinden das Studium mit längeren Praxisphasen im Unternehmen. Dabei wird kein qualifizierter Abschluss in einem Ausbildungsberuf erlangt, aber intensive Praxiserfahrungen im häufigen Tätigkeitsfeld erworben.
(3) Berufsintegrierende duale Studiengänge sind dadurch gekennzeichnet, dass die betriebliche Praxis von berufstätigen Studierenden parallel zum Studium verläuft.
(4) Berufsbegleitende duale Studiengänge ähneln Fernstudiengängen. Das Studium wird neben einer Vollzeitberufstätigkeit hauptsächlich im Selbststudium mit Begleitseminaren absolviert.
Tab. 1 Angebotsstruktur dualer Studiengänge Quelle: Krone, 2015; BIBB, 2014
Die ersten zwei Formen, nämlich die ausbildungsintegrierenden dualen Studiengänge und praxisintegrierenden dualen Studiengänge, deren Varianten in durchschnittlicher Größe existieren und deren Charakterisierung einige Gemeinsamkeiten haben, gehören zur Erstausbildung. Die praxisintegrierenden Studiengänge haben „alle Vorteile von ausbildungsintegrierenden Studiengängen, was Verbindlichkeit des Praxisanteils, Kooperation mit den Unternehmen, Arbeitsplatzperspektive und finanzielle Unterstützung für die Studierenden anbetrifft.“ (BLK, 2003) Dabei findet ein inhaltlicher Bezug zwischen Studium und praktischer Tätigkeit statt (Mucke, 2003). Die vier oben genannten verschiedenen Formen der Studiengänge besitzen jeweils eigene Besonderheiten (Tab.1).
Die Tab.1 zeigt weitere Unterschiede hinsichtlich der betrieblichen Integration, der curricularen Konzepte, des Bildungsabschlusses und der Studienzeit. Die andere Voraussetzung ist ein Vertrag, der verschiedene Formen inne haben kann, mit einem Unternehmen. Der Bildungsabschluss hängt dabei vom curricularen Konzept ab, z. B. erhalten die Studierenden bei der inhaltlichen und zeitlichen Verzahnung von Ausbildung und Studium, in ausbildungsintegrierenden dualen Studiengängen, zwei Abschlüsse. Einen Berufsabschluss IHK oder HWK und einen Bachelor- oder Masterabschluss einer Hochschule. Diese dominieren eindeutig im Sektor der dualen Studiengänge. Nach der„Ausbildung Plus-Datenbank“ betrug ihr Anteil bis 2014 etwa 88% (BIBB, 2014). Daher beschränken sich die Ausführungen in den nächsten Teilen nur auf die ausbildungs- und praxisintegrierenden Formen.
1.4 Fachrichtung
Das duale Studium, in Verzahnung zwischen Hochschulen und Unternehmen, zeigt sich nicht als primär theoretische oder rein akademische Ausbildung, sondern als konkretes Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarkt. „Das Fächerspektrum dualer Studiengänge deckt einen geringen Anteil der akademischen Fächer ab, die in klassischen Studiengängen angeboten werden. Das hängt eng damit zusammen, dass für die Einrichtung dualer Studienangebote Unternehmen als Kooperationspartner gewonnen werden müssen, die wiederum einen Nutzen in Form von passgenauem Fach- und Führungskräftenachwuchs für ihre Investition erwarten. Ein solcher konkreter Nutzen liegt bei einem Wirtschaftswissenschaftler, Ingenieur oder Informatiker eher auf der Hand“ (BIBB, 2012). Demzufolge gibt es duale Studiengänge vor allem in den Wirtschaftswissenschaften, den Ingenieurwissenschaften und in der Informatik. Diese Fachrichtungen werden im Allgemeinen mit einer Berufsausbildung oder beruflichen Tätigkeit im gewerblich technischen Bereich kombiniert (BIBB, 2014). Bei den ausbildungsintegrierenden Bachelorstudiengängen sind die vier größten Fachrichtungen: Ingenieur- und Naturwissenschaften (60 %), Wirtschaftswissenschaften (24 %), Mathematik/Informatik (7 %) und Pflege- und Gesundheitswissenschaften (5 %). Folgende vier Fachrichtungen nehmen insgesamt 95 Prozent der praxisintegrierenden Bachelorstudiengänge ein: Wirtschaftswissenschaften (56 %), Ingenieur- und Naturwissenschaften (22 %), Mathematik/Informatik (12 %) und Sozialwesen (5 %).
2 Zuständigkeiten und Verwaltung des dualen Studiums in Deutschland
Das duale Studium zeigt eine komplexe Beteiligungsstruktur und bei der Umsetzung müssen Interessen und Verfügungsrechte beteiligter Akteure berücksichtigt werden. Staatliche Regulierungs- und Steuerungsmechanismen, sowohl im Berufsbildungs- als auch im Hochschulsystem, haben Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Entwicklung und Umsetzung (Krone, 2015).
Die Interessen der Akteure auf allen Ebenen werden in gemeinsamer Verantwortung für die Planung, Durchführung und Weiterentwicklung zusammengeführt. Die Akteure der Zusammenarbeit sind auf der Bundesebene die Hochschulrektorenkonferenz, die Kultusministerkonferenz, das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Bundesinstitut für Berufsbildung, auf der Länderebene die Landesministerien, auf der Regionalebene die Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und die Unternehmensverbünde sowie auf der Lernortebene die Hochschulen oder Berufsakademien und Unternehmen. Die beteiligten Akteure im dualen Studium sind gesetzlich institutionalisiert und sie werden in gemeinsamer Verantwortung für die Planung, Durchführung und Weiterentwicklung herangezogen. Tab.2 zeigt die Zuständigkeitsstruktur der Akteure auf verschiedenen Ebenen des dualen Studiums.
Hochschulrektorenkonferenz, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung sowie das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln spielen auf dem Gebiet der Verwaltung eine wichtige Rolle:
BIBB: von Seiten des Berufsbildungssystems hat sich vor allem das BIBB sehr intensiv mit dualen Studiengängen auseinandergesetzt. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Projekte, Befragungen, Tagungen, Veröffentlichungen und die elektronische Datenbank aus dem Projekt „Ausbildung Plus“ entstanden, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten (Purz, 2011).
Tab.2 Zuständigkeitsstruktur des dualen Studiums auf verschiedenen Ebenen Quelle: Eigene Darstellung in Ahnllehnung an Krone, 2015; BMBF, 2003
BLK: 1990 wurde in einer BLK-Fachtagung auf Erfahrungen, Erfolge und Perspektiven dualer Studiengänge eingegangen. Dabei wurden erfolgreiche Modellversuche vorgestellt und daraus zentrale Bedingungen für einen weiteren Erfolg der dualen Bildung im Hochschulbereich aufgezeigt (BLK, 2003).
HRA: 2000 veranstaltete die Hochschulrektorenkonferenz eine Fachtagung, die sich mit der „Dualen Hochschulausbildung“ befasste, um das Angebot an dualen Studiengängen zu fördern (Schwiedrzik, 2000).
IW: das IW hat sich von Seiten der Wirtschaft mit dem Stellenwert und der Förderung dualer Studiengänge auseinandergesetzt. Dazu wird in regelmäßigen Abständen auch ein Studienführer „Duale Studiengänge an Hochschulen“ herausgegeben (Konegen-Grenier, Werner, 2001).
Aktuell konzentriert sich die Arbeit auf die Beziehung zwischen den Lernorten, besonders die Verzahnung zwischen Hochschulen und Unternehmen. Bis 2014 waren insgesamt 41.466 Unternehmen an dualen Studiengängen im Bereich der Erstausbildung beteiligt (BIBB, 2014).
3 Verzahnung zwischen Hochschulen und Unternehmen des dualen Studiums in Deutschland
Hauptmerkmal dualer Studiengänge in der Erstausbildung ist, dass in der Regel mindestens zwei Lernorte existieren, zum einen die Hochschule und zum anderen der Ausbildungsbetrieb (Krone, 2015). Zudem wird in den ausbildungsintegrierenden dualen Studiengängen und praxisintegrierenden dualen Studiengängen zwischen praktischen und theoretischen Phasen allgemeiner und beruflicher Bildung gewechselt (Schwiedrzik, 1996). Der Wechsel wird von allen beteiligten Partnern kooperativ organisiert. Dafür ist eine ständige Verzahnung zwischen dem Lernort Hochschule, den Unternehmen sowie den beruflichen Ausbildungsstätten erforderlich.
3.1 Kooperationsmotivation
Duale Studiengänge sind für Hochschulen und Unternehmen ein wichtiges Instrument zur Verzahnung von Theorie und Praxis, von Studium und unternehmerischer Begleitung.
Für die Hochschulen sind die wichtigsten Gründe zur Einrichtung dualer Studiengänge der Aufbau enger Kontakte mit Unternehmen, die Erhöhung der Lernmotivation und Beschäftigungsfähigkeit, die Erhöhung der Lehrqualität und die Imageverbesserung. Das Hauptmotiv für die Unternehmen ist die Nachwuchssicherung. Sie wünschen sich einen Einfluss auf das Lehrangebot und den Praxisbezug im Studium. Durch Synergieeffekte möchten die Unternehmen außerdem eine bessere Außenwirkung erzielen und neue Partnerunternehmen finden.
Die Motivation für die intensive Kooperation innerhalb des dualen Studiums in der Erstausbildung an Hochschulen und in Unternehmen werden in Tab.3 zusammengefasst.
Tab.3 die Motivation der Hochschulen und Unternehmen Quelle: Purz, 2009
3.2 Grundlage der Zusammenarbeit
In der Regel stellen die Hochschulen bzw. Berufsakademien bei ausbildungsintegrierenden und bei praxisintegrierenden dualen Studiengängen einen bereits ausgearbeiteten Kooperationsvertrag als Grundlage zur Verfügung. Dieser sollte lediglich an die Spezifika und Anforderungen der beteiligten Unternehmen angepasst werden.
Wesentliche Bestandteile eines Kooperationsvertrages zwischen Unternehmen und Hochschule bzw. Berufsakademie sind wie folgt (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, 2009):
Präambel: In der Einleitung wird festgehalten, dass der jeweilige duale Studiengang die enge Verbindung von Theorie und Praxis gewährleistet und sowohl die Studienphasen wie auch die berufspraktischen Einsätze im Unternehmen effiziente Beiträge zur beruflichen Qualifizierung der Studierenden leisten.
Definition der Zusammenarbeit: Die Hochschule/Berufsakademie garantiert in diesem Vertragspunkt die ordnungsgemäße Durchführung des Studienangebotes.
Zugangsvoraussetzungen: Die Studierenden müssen bestimmte Zugangsvoraussetzungen erfüllen, die ebenfalls vertraglich geregelt werden.
Studieninhalte/Studienabschluss: Dieser Punkt legt fest, welche Prüfungsordnung dem jeweiligen Studium zugrunde liegt und mit welchem akademischen Grad das Studium endet.
Finanzen: Das Unternehmen muss eventuell pro Studierende/n und pro Semester einen bestimmten Betrag an die Hochschule/Berufsakademie entrichten.
Laufzeit/Kündigung: Dieser Paragraph definiert die Dauer und die eventuellen Verlängerungsklauseln. Darüber hinaus wird festgehalten, unter welchen Umständen eine vorzeitige Kündigung möglich ist.
3.3 Zeitliche Verzahnung
Hochschulen und Unternehmen vereinbaren eine zeitliche und inhaltliche Verzahnung. Den verschiedenen Zeit- bzw. Unterrichtsmodellen, der dualen Studiengänge in Erstausbildung, liegt der Wechsel zwischen der theoretischen und praktischen Wissensvermittlung zugrunde, wie beispielsweise das integrierte Modell, das Block- oder Wochenmodell und das teilseparierte Modell (Krone, 2015).
Bei allen Unterrichtsmodellen wird die Ausbildung während der Semesterferien im Unternehmen fortgesetzt. Mit Abstand am häufigsten verbreitet ist das sogenannte Blockmodell. Hier wechseln sich berufspraktischer und akademischer Teil turnusmäßig ab, wobei ein Turnus häufig drei Monate andauert. Beim Wochenmodell wechseln der betriebliche und akademische Lernort nach einer Woche. Die meisten dualen Studiengänge in Erstausbildung benutzen diese zwei Zeitmodelle.
3.4 Organisatorische Verzahnung
Zur Gewährleistung der Verzahnung von Theorie und Praxis sind Gremien bzw. Stellen institutionalisiert, die in ihrer Zusammensetzung die Dualität widerspiegeln.
Duale Kommission ist in allen dualen Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung z.B. beschließt diese die Einrichtung der entsprechenden Studiengänge. Mitglieder einer solchen Kommission könnten leitende Hochschulvertreter (z.B. Dekan und Prodekan), Vertreter der Professorenschaft, Studierendenvertreter, sowie Vertreter der Ausbildungsbetriebe, der Kammern (IHK, HK), von Unternehmensverbänden sowie der Gewerkschaften sein. Diese Kommission sorgt für die Zusammenarbeit zwischen der anbietenden Hochschule/Berufsakademie und den Ausbildungsstätten. Zu den Aufgaben, die in ihren Verantwortungsbereich fallen, zählen z.B. die Einrichtung neuer Ausbildungsbereiche und Fachrichtungen im Rahmen der vorhandenen Studienkapazitäten, das Erstellen von Ausbildungs- und Prüfungsvorschriften und diverse Grundsätze über die Zulassung der Studierenden bis zur Gestaltung des Vertragsverhältnisses zwischen Kooperationsbetrieb und dem Studierenden.
Duale Fachkommissionen, die als Beratungseinrichtung für die Duale Kommission fungieren, gibt es in Hinblick auf Studien-, Rahmenausbildungs- und Prüfungspläne (inhaltliche Gestaltung der praktischen Ausbildung).
Verantwortliche Personen der Lernorte (Fachleiter, Praxisverbundbeauftragte, Ausbildungsleiter) stimmen in regelmäßigen Sitzungen alle Themenbereiche, inklusive der konkreten inhaltlichen Abstimmung der Theorie- und Praxisphasen eines dualen Studienganges an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, aufeinander ab. Auf Seiten der Hochschule nimmt der Verantwortliche die Funktion des Ansprechpartners für die Ausbildungsbetriebe und des Koordinators der beiden Lernorte ein. Ergänzend sollten regelmäßig Kooperationssitzungen des Fachleiters sowie weiterer Professoren mit den Verantwortlichen der Ausbildungsbetriebe stattfinden, in denen die Vertreter der Ausbildungsbetriebe unter anderem den entsprechenden Input zur frühzeitigen Anpassung der Curricula an Notwendigkeiten der Branche ebenen können. Die Treffen bzw. Abstimmungen sollten regelmäßigen Charakter besitzen und z.B. in Form von Gremiensitzungen durchgeführt werden (Barthel, 2008).
3.5 Finanzielle Verzahnung
Die beteiligten Unternehmen tragen die Ausbildungsvergütung und in der Regel keinen oder nur einen Anteil der Studienbeiträge. Die staatlichen Hochschulen bekommen die Finanzierung von dem jeweiligen Bundesland und den Studienbeiträgen der Studierenden. Die Ausbildungsvergütung hängt stark von der Größe und dem Ort des Unternehmens, der Studienform und der Studien- oder Ausbildungszeit ab. Je größer das Unternehmen, desto höher ist in der Regel die Ausbildungsvergütung. Die Studierenden, in ausbildungsintegrierenden dualen Studiengänge mit IHK-Abschluss sowie mit staatlicher Prüfung, erhalten im Durchschnitt die höchste Vergütung: 47 Prozent bzw. 52 Prozent von ihnen erhalten mehr als 800 Euro.
3.6 Lehrkörper
Entsprechend dem Konzept der dualen Studiengänge in Erstausbildung wird die Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis nicht alleine über die beiden Lernorte, Hochschule und Unternehmen hergestellt, sondern auch über die Lehrkörper. Die Lehrkörper des dualen Studiums bestehen aus hauptamtlichen Professorinnen und Professoren, Lehrbeauftragten anderer Hochschulen und Praktikern (BLK, 1999).
Hauptamtliche Lehrkörper müssen ein dem Studienprofil fachlich entsprechendes, akademisches Studium sowie entsprechende Praxiserfahrungen nachweisen (Schlund, 2012). Nebenamtliche Lehrkräfte sind Hochschullehrende, Fachhochschuldozenten, Lehrer berufsbildender Schulen sowie Dozenten, die aus der Betriebspraxis kommen. Damit soll gesichert werden, dass Praxiserfahrungen nicht nur in den betrieblichen Teil, sondern auch in den akademischen Teil der Ausbildung implementiert werden (Zabeck, Zimmermann, 1995).
Neben den Professoren wird die Lehre im dualen Studium zu einem großen Teil von Lehrbeauftragten aus der Praxis getragen. In der Dualen Hochschule Baden-Württemberg decken die nebenberuflichen Dozenten einen Anteil von fast 80% der Vorlesungsstunden ab. Hierbei stammen ca. 55% des aus der beruflichen Praxis und jeweils 15% aus wissenschaftlichen Hochschulen, Fachhochschulen und Schulen (https://www.dhbw-ravensburg.de/de/konzept-duale-hochschule).
3.7 Zufriedenheit von Studierenden mit der Verzahnung
In diesem Teil soll die Zufriedenheit, der im Projekt „Duale Studiengänge“ befragten Studierenden, mit Hinblick auf die Verzahnung von Hochschul- und Berufsbildung im dualen Studium näher beleuchtet werden (Tab.4). Insgesamt sind die Befragten hoch zufrieden bis zufrieden mit der Verbindung von Theorie und Praxis im dualen Studium.
Tab.4 zeigt, dass die Zufriedenheit der befragten Studierenden im Hinblick auf die Lerninhalte an den Hochschulen und in den Unternehmen sowie mit der inhaltlichen oder zeitlichen Koordinierung hoch ist. Diese relativ hohen Zufriedenheitswerte sprechen dafür, dass das duale Studium in der jetzigen Form durchaus die Erwartungen der Studierenden erfüllt.
4 Das duale Studium - Ein verwendbares Modell für China?
Aus China wird das duale Studium als Ausbildungsform an der Schnittstelle zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung mit großem Interesse verfolgt (BIBB, 2014).
Tab. 4 Zufriedenheit mit der zeitlichen und inhaltlichen Abstimmung von Lerninhalten und -orten, Studierende insgesamt Quelle: IAQ-Online-Befragung 2011/2012
4.1 Versuch einer neuen Akteurskonstellation von der Hochschul- und Berufsbildung in China
4.1.1 Veränderung der Bildungspolitik auf Hochschulbildungsebene in China
Um die anwendungsorientierten Fachkräfte den aktuellen Bedürfnissen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung anzupassen und um einen strukturellen Widerspruch zu dem Beschäftigungsstatus der Studierenden aufzuheben, regelt China die Struktur der Hochschulbildung, um ein modernes Berufsbildungssystem zu bauen.2014 veröffentlichte China Dokumente, z. B. die „Entscheidung des Staatsrates über die Beschleunigung der Entwicklung der modernen Berufsbildung“ und den „Bauplan über das moderne Berufsbildungssystem“. Dies bedeutet, dass sich die Universitäten vom akademischen Entwicklungsmodell zur parallelen Entwicklung des Forschungsmodells und des Anwendungsmodells in China hinwenden werden und ein aufsteigender Übergang über die Mittlere Berufsbildungsebene und die Berufshochschule (3-jährige Gao-Zhi Studiengänge) zum Bachelor und Master eröffnet wird, um schließlich eine neue Situation der koordinierten Entwicklung mit der allgemeinen Hochschulbildung und der modernen Berufsbildung aufzubauen (Chinesischer Staatsrat, 2014).
Deshalb hat China eine große Reform der praxisorientierten (anwendungsbezogenen) Hochschulausbildung begonnen, im Zuge derer u.a. einige hunderte berufsbildende Bachelorhochschulen neuen Typs erprobt werden sollen. Gegenwärtig wird auf verschiedenen Ebenen diskutiert, welchen Organisations- und welchen Studienmodellen diese Hochschulen in Zukunft folgen sollen. Ziel ist ein besserer Praxisbezug des Studiums und daraus resultierend eine verbesserte Berufsbefähigung der Absolventen (Xiong, 2009). Im Zuge der Reform interessiert man sich verstärkt für praxisbezogene Ausbildungsmodelle in anderen Ländern. Die praktische Erfahrung, z. B. die Beschäftigungsquote der Absolventen zeigt, dass das duale Studium eine gute Ergänzung des chinesischen Bildungssystems ist. Das Kapitel 4.2 beschäftigt sich ausführlicher mit dieser Thematik.
4.1.2 Vorteile des deutschen dualen Studiums-Durchlässigkeit der Berufsbildung und Hochschulbildung
In Deutschland besteht traditionell eine Bildungssegmentation zwischen zwei zentralen Segmenten: auf der einen Seite die allgemeine schulische Bildung mit einem darauf aufbauenden System der hochschulischen Bildung, das zu berufsqualifizierenden Abschlüssen führt und auf der anderen Seite die berufliche Bildung (betrieblich oder schulisch). Diese beiden Segmente sind in ganz unterschiedliche rechtliche Rahmen und Steuerungssysteme eingebunden, was in der Praxis zu wenigen Berührungspunkten führt. Die Forderung nach einer Durchlässigkeit zwischen den Bildungssystemen und damit einem erweiterten Zugang zur Hochschule ist bereits seit mindestens 20 Jahren Thema in der bundesdeutschen Bildungsdebatte. Länderspezifisch ist die Öffnung des tertiären Sektors für neue Zielgruppen bisher sehr unterschiedlich geregelt. Ein zentraler Beschluss der Kultusministerkonferenz regelte im Jahr 2009 hierzu erstmals für alle Länder, dass derjenige eine fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung erwirbt, der eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine dreijährige Berufspraxis nachweisen kann. Eine allgemeine Hochschulreife erhalten Meister und Inhaber ähnlicher Abschlüsse (Freitag, 2012).
Das duale Studium kann als gelungenes Beispiel für einen Ansatz zur Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den Bildungssegmenten der beruflichen und akademischen Ausbildung angesehen werden (Krone, 2015). Die Forschung über das duale Studium ermöglicht China eine neue Akteurskonstellation von der Hochschul- und Berufsbildung aufzubauen, um den Zugang zur hochschulischen Bildung für beruflich Qualifizierte ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung weiter zu öffnen und die Gleichwertigkeit beruflicher und hochschulischer Qualifikationen, vor dem Hintergrund der Anrechnung beruflich erworbener Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge, tiefer zu diskutieren.
4.1.3 Forschungsinteresse am dualen Studium aus chinesischer Perspektive
Wegen der langen Tradition und dem guten Ruf in der Industrie ist das Interesse chinesischer Wissenschaftler am deutschen Modell des praxisorientierten Studiums an Fachhochschulen als auch an den dualen Berufsakademien groß ( http://www.daad.org.cn/aktuelles-china/duales-studium-made-in-baden-wuerttemberg-in-china-vorgestellt). Der chinesische Wissenschaftler Gao Song (Gao Song, 2012) meint, dass die Absolventen durch das duale Studium die Ansprüche der modernen industriegesellschaftlichen Entwicklung erfüllen können. Ein anderer chinesischer Wissenschaftler Xiong Huojin glaubt, dass das duale Studium auch zu dem neuen „Konzept der Humanressourcen“ passt, weil sich die Fähigkeit der Selbstentwicklung in der Praxis nach verschiedenen beruflichen Anforderungen steigern kann. Nach der Entwicklungserfahrung kann das duale Studium die Bedürfnisse dieser Anforderung befriedigen (Xiong Huojin, 2009).
Derzeit wird das duale Studium nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, einschließlich China, als Ausbildungsform an der Schnittstelle zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung, mit großem Interesse verfolgt (BIBB, 2014). Das duale Studium erhält zunehmende Aufmerksamkeit, von 2006 bis 2015 sind die Anzahlen der Sucheingaben „duales Studium“ in der Literaturdatenbank „Berufliche Bildung“ und der „Chinese Journal“-Volltextdatenbank insgesamt gestiegen (Tab.5).
Tab.5 Suchanzahlen zu „duales Studium“ in zwei Datenbanken von 2006 bis 2015
4.2 Unterschiede des dualen Studiums in Deutschland und China
Aufgrund nationaler und kultureller Besonderheiten haben Deutschland und China jedoch unterschiedliche Forschungsstände im Hinblick auf das duale Studium.
4.2.1 Entwicklungsstand des dualen Studiums in China
Seit 2002 wird in China das deutsch-chinesische Kooperationsprojekt der praxisintegrierenden dualen Studiengänge an der Hubei University of Automotive Technology umgesetzt. Bis jetzt haben mehr als 10 Provinzen bzw. Städte die dualen Studiengänge an Hochschulen eingeführt. 2015 hat der Aufbau der ersten chinesisch-deutschen dualen Hochschule in der Provinz Shandong begonnen. Seit dem Sommersemester 2016 nimmt die duale Hochschule 1.200 Studierende pro Jahr, darunter 1.000 Bachelorstudierende und 200 Masterstudierende auf. Künftig wird sie 10 Fachrichtungen anbieten: Maschinenbau, Elektrotechnik, Automatisierung, Chemie, Umweltwissenschaft, Chemieingenieurwesen, Technologie, Energie, Energietechnik und Finanzmanagement. Die Studienabschlüsse werden von der chinesischen und von der deutschen Hochschule anerkannt werden.
In China befinden sich die Verwaltungs- und Zuständigkeitsakteure auf der Staatsebene, der Lokalebene und der Lernortebene. Auf der Staatsebene spielt das Bildungsministerium bei der Festlegung der allgemeinen Politik sowie der Strategien, der Planung, der Entwicklung und Bewertung eine wichtige Rolle. Auf Lokalebene sind die Regierungen der Provinz-, Kreis und Stadtebenen für die konkrete Politik, Leitung und Koordinierung verantwortlich. Die Hochschulen, Unternehmen und andere Akteure sind für die Gründung und die Finanzierung zuständig. Außerdem wirken weitere Akteure auf die Verwaltung im Bereich des dualen Studiums ein, z.B. die Hanns-Seidel-Stiftung, welche zusammen mit der DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) im Rahmen des Projektes „Duale Hochschule in China“ seit vielen Jahren mit einer Reihe chinesischer Universitäten zusammenarbeitet.
4.2.2 Unterschiede des dualen Studiums in Deutschland und China
Angesichts der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe unterscheiden sich die dualen Studiengänge in Deutschland und in China sehr stark. Die Tab.6 fasst dies auf einen Blick zusammen. Die Umsetzung und Durchführung des dualen Studiums soll in China den chinesischen, lokalen Gegebenheiten entsprechen. Außerdem unterscheidet sich das duale Studium gegenüber der akademischen Ausbildung hinsichtlich struktureller und organisatorischer Erfordernisse erheblich von der traditionellen chinesischen Hochschulausbildung.
Tab. 6 Die Unterschiede des dualen Studiums in Deutschland und China Quelle: eigene Darstellung
In Deutschland besteht das duale Studium seit dem Jahr 1974 und wie vorher erwähnt gibt es vier verschiedene Formen. Vielfältige Studiengänge werden angeboten und zuständige Institutionen auf verschiedenen Ebenen wurden errichtet, außerdem beobachten, betrachten und analysieren die Verwaltungsorganisationen die Entwicklung und Durchführung des dualen Studiums in Deutschland. Die Hochschulen oder Akademien und die Unternehmen sind eng miteinander verzahnt. In China wurde das duale Studium erst im Jahr 2002 eingeführt, zudem nur an Hochschulen. Es gibt nur eine Studienform des praxisintegrierenden dualen Studiengangs, die einzige Fachrichtung bilden die Ingenieurwissenschaften, die alleinig zuständige Institution ist das Bildungsministerium Chinas. Die Verzahnung zwischen Unternehmen und Hochschulen ist nicht so eng wie in Deutschland. In China zeigt sich, dass sich das duale Studium während des dynamischen Übertragungsprozesses nach eigenen Besonderheiten stark verändert hat.
4.2.3 Durchführung des dualen Studiums in Hubei Provinz
In China wird das Kooperationsprojekt des deutschen dualen Studiums zwischen autonomen technischen Universität in Hubei, dem Berufsbildungszentrum (BBZ) Shiyan, der Hanns Seidel Stiftung und den beteiligten Unternehmen seit 2002 umgesetzt. Im Vergleich mit Deutschland unterscheiden sich diese Studiengänge, z. B, in der Dauer der Ausbildung, der Vertragsgestaltung, den Ausbildungsgebühren, dem Status der Studierenden usw. Diese Unterschieee sind in der Tab.7 zusammengefasst.
Tab.7 Die Unterschiede der Durchführung des dualen Studiums in deutschen und chinesischen Hochschulen Quelle: Hanns Seidel Stiftung, 2012
Die Zulassungsvoraussetzung für die Teilnahme am dualen Studium ist die bestandene Universitätszugangsprüfung (Gaokao-Prüfung) sowie ein positiver Auswahltest durch das ausbildende Unternehmen. Die Studenten erreichen ihren Bachelorabschluss in der Regel innerhalb von 3 bis 4 Jahren (Deutschland 3,5 Jahre), die – ganz nach dem dualen Prinzip – durch integrierte Praxisphasen ergänzt werden (zeitlich anteilig 1:1). Der Praxisanteil ist für die Studierenden sehr wichtig und umfasst eine mehrere Praxisphasen, wobei die erste gesondert abläuft. Zum Beispiel findet die erste Praxisphase der Jianghan Universität in entsprechend ausgestatteten Lehrwerkstätten und Laboren der Universität, mit einer Ausbildung der Grundlagen in der Metallbearbeitung, dem Drehen, Fräsen,Schweißen und Gießen, statt. Danach belegen die Studierenden die weiteren Praxisphasen in Partnerunternehmen aus der Industrie, unter anderem bei chinesischen Niederlassungen von Siemens, Hoppecke, Thyssen-Krupp oder GKN. Dort werden sie unter Anleitung in zunehmendem Maße mit realen Projekten aus der Ingenieurpraxis betraut. Die Studenten erlangen damit eine deutlich höhere Problemlösekompetenz während ihres Studiums. Der sonst übliche Praxisschock beziehungsweise die entsprechende Anpassungsphase in der Industrie wird bei dieser Form der Ausbildung deutlich reduziert (http://www.gx211. com/news/20121121/n7947117543.html). Die dual ausgebildeten Studierenden erfüllen in Bezug auf ihr Qualifikationsprofil die Erwartungen der Unternehmen, finden leichter eine Beschäftigung und erreichen demnach mit mehr als 90% eine hohe Beschäftigungsquote.
4.3 Schlussbetrachtungen
Die Einrichtung der dualen Studiengänge und der Aufbau der dualen Hochschulen zeigen, dass das duale Studium einen positiven Einfluss auf neue Formen des Lernens, die Art und Weise der Ausbildung und die Verzahnung zwischen Hochschulen und Unternehmen haben kann. Aus diesen Gründen stellen duale Hochschulen und duale Studiengänge ein großes Potenzial für die umfassende Verbreitung und die weitere Entwicklung im zukünftigen China dar. Forschungen zur Umsetzung und Durchführung in China zeigen jedoch, dass einige Probleme und Defizite existieren (Xiong, 2009).
4.3.1 Mangel an der systematischer Forschung über das Modell
In China entwickeln sich die Studiengänge in 10 Städten schnell, aber Forschungen über die neuesten Entwicklungen, die Bildungstheorie und die Didaktik an den deutschen und chinesischen Hochschulen fehlen. Derzeit konzentriert sich die Forschung des deutschen Berufsbildungsmodells in China vor allem auf die mittlere Berufsbildungsebene. Allerdings gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Objekten, Ebenen und der Größe der mittleren und höheren Berufsbildungsebene. Die Vorstellung des dualen Studiums gibt den chinesischen Hochschulen einen deutlichen Umriss über das Modell, als eine besondere Form des Hochschulstudiums.
In China sollte ein Projekt wie „Ausbildung Plus“ aufgebaut werden, um jedes Jahr den landesweiten Trend und die Entwicklung der Zahlen angebotener Studiengänge des dualen Studiums zu analysieren und die Studierenden und Unternehmen zu verbinden. Erforderlich sind außerdem eine Curriculum-Reform und eine hohe Qualität der Unterrichtsmaterialien und Lehrmittel. Außerdem gibt es auch ein Problem in der Qualifikation der Lehrenden, z.B, überwiegen die Theoriekenntnisse und Praxiserfahrungen fehlen. In China wird zu viel Wert auf die Bildungsabschlüsse der Lehrer gelegt, berufspraktische Erfahrungen spielen nur eine geringe Rolle. Deshalb ist es gewinnbringend, dass sich die Lehrer durch geeignete Konzepte –etwa wie in Deutschland, wo die Lehrer in der Regel über Berufserfahrungen verfügen, bevor sie eine Lehrtätigkeit aufnehmen – mehr Praxiskompetenz erwerben.
4.3.2 Mangel an vergleichenden Analysen zwischen Deutschland und China
Bislang existiert in China noch keine systematisch vergleichende Forschung zum dualen Studium in Deutschland und China. Durch eine vergleichende Analyse könnten ein besseres Verständnis der eigenen Besonderheiten und Entwicklungsmöglichkeiten herausgefunden werden, denn im Gegensatz zu China kann Deutschland eine 40-jährige Erfahrung im dualen Studium, wie auch in der berufspädagogischen Forschung und Lehre, vorweisen.
In China gibt es zwar seit einigen Jahren Analysen zum deutschen dualen Studium und zu dualen Studiengängen, diese beschränken sich jedoch auf die Grundlagen der Interpretation von den Formen der einzelnen deutschen Beispiele. Es wäre jedoch notwendig die Wirkungsweisen, die Vorzüge und Problemfelder des dualen Studiums in Deutschland zu untersuchen, um das duale Studium in China als guten Bildungsweg auf theoretischer Ebene bestimmen zu können.
Darüber hinaus sind Analysen zu den Fragen, warum nur praxisintegrierende duale Studiengänge in China eingeführt wurden und wie sich das duale Studium von Beginn an und bis heute in China entwickelt hat. Bisher werden die Zuständigen in der Verwaltung, die Akteure und die gesetzlichen Grundlagen im dualen Studium nur allgemein dargestellt und interpretiert. Es gibt jedoch keine Forschungen darüber, ob eine ausreichende Abstimmung und Koordinierung auf den verschiedenen Ebenen stattfindet.
4.3.3 Probleme in der Umsetzung und Durchführung des dualen Studiums
Beide Länder weisen große Unterschiede hinsichtlich der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen auf. Deshalb kann die Berufsbildungserfahrung des deutschen dualen Studiums nicht direkt auf China übergetragen werden. Im Vordergrund der Forschung sollten deshalb die grundlegenden Theorien und die Untersuchung der Vorteile dieses Modells für China stehen.
Die größte Herausforderung für duale Studiengänge in China, ist eine enge Kooperation von Hochschule und Unternehmen in Bezug auf den praktischen Teil der Ausbildung. Von dem Mitwirken der Unternehmen ist aber der Erfolg der beruflichen Ausbildung abhängig. In China sollte die Regierung, ähnlich wie in Deutschland, auf der Bundesebene die Zuständigkeiten und den Verwaltungsbereich der Unternehmen in den gültigen politischen Dokumenten veröffentlichen und entsprechende Anreize zur Beteiligung der Unternehmen an der beruflichen Bildung schaffen, damit ein geeignetes Ausbildungssystem zur Förderung der beruflichen Bildung entsteht.
Ein weiterer Bearbeitungspunkt des dualen Studiums in China ist die Bedingung einer engen Kooperation von Hochschule und Unternehmen, insbesondere in Bezug auf den praktischen Teil der Ausbildung (Hanns-Seidel-Stiftung, 2012). Grundlage ist ein Ausbildungsplan, an dem sich alle beteiligten Unternehmen orientieren, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten deckungsgleiche Ausbildungsziele verfolgen. Erforderlich ist außerdem die Bereitschaft der Unternehmen, in die Mitarbeiterqualifizierung zu investieren und hier vor allem in die betriebliche Betreuung der Studenten. In vielen chinesischen Unternehmen existieren jedoch nur unzureichende betriebliche Ausbildungsstrukturen. Die chinesischen Hochschulen mit dualen Studiengängen werden mit den Fragen konfrontiert, wie die Kooperation beim dualen Studium in China verläuft, wie die Unternehmen zur Beteiligung an der Ausbildung motiviert werden können und wie eine enge Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen gefördert werden kann.
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