高级德语

刘卫平,张颖

目录

  • 1 第一单元 Kinder und Familie
    • 1.1 第一课时 Die Glücksbringer
    • 1.2 第二课时 Das Abenteuer Kind
  • 2 第二单元 Bildung und Ausbildung
    • 2.1 Metall ist einfach mein Ding
    • 2.2 Das Publikum von morgen
  • 3 第三单元 Studium in Deutschland
    • 3.1 Zwischen Schiller und Netzkultur
    • 3.2 Vor dem Examen
  • 4 第四单元 Berufe
    • 4.1 Fachkräftemangel zur Krisezeit
    • 4.2 Zur Krisezeit
  • 5 第五单元 Fremdsein
    • 5.1 Evas Besuch
    • 5.2 Der erste Tag
  • 6 第六单元 Im Ausland
    • 6.1 Neue Chancen
    • 6.2 In Sprachschulen
  • 7 Tourismus
    • 7.1 Schwierige Suche
    • 7.2 Im Osten viel Neues
  • 8 Wirtschaft
    • 8.1 Lebensmittel sorgen ein Plus im Export
    • 8.2 Von Milchpreisen
Von Milchpreisen

Von Milchpreisen

Zusammenhalt Eine Familie berichtet, wie sie finanziell schwierige Zeiten übersteht und auf eine Veränderung hofft.

Auf dem Küchentisch der Familie Müller liegen selbstgebackenes Brot und Wurst aus eigener Schlachtung. Die Milch in der Karaffe kommt von den eigenen Kühen, nur Kaffee, Butter und Käse sind gekauft. „Wir verhungern jedenfalls nichtK, sagt Silke Müller, 34 Jahre alt. Fatalismus und Durchhaltewillen liegen bei der Mutter dreier Kinder zurzeit nah beieinander. Ihre Schwiegereltern sitzen mit am Tisch. Mal haben sie die einjährige Janika auf dem Schoß, mal schmieren sie ein Brot für Doreen (7) oder Alena (9). Silke und ihr Mann Wolfgang, 37 Jahre alt, bewirtschaften ihren Hof im hessischen Vogelsberg seit elf Jahren. Doch das Leben auf dem Land, das auf den ersten Blick so idyllisch wirkt, ist hart geworden.

Als Wolfgangs Eltern 1969 den Betrieb übernahmen, waren die Bedingungen andere: „Damals hatten wir 16 Milchkühe und konnten davon gut leben, wir sind auch mal essen gegangen und regelmäßig zum Kegeln. Heute sind es 75 Kühe, und wir sparen sogar an der Kleidung für uns oder für die Enkelkinder'1, sagt Altbäuerin Edith (59). „Wir haben eine Lebensversicherung aufgelöst, um einkaufen zu können/4 Die Tränen steigen der Seniorchefin in die Augen. „So schwer wie heute war es noch nie.“

Sonntags ein Eis An ihren Sorgen ist nicht die Wirtschaftskrise schuld, sondern der Milchpreis. Vor zwei Jahren lag er bei 40 Cent pro Liter. Da plante die Bauernfamilie, einen neuen Stall für hundert Kühe zu bauen. Einen Boxenlaufstall, der neuen EU- Verordnungen entspricht. Mit einem modernen Melkstand, in dem das Melken zwei Mal am Tag nicht zwei Stunden dauert, sondern in dem es einer alleine in einer Stunde schaffen kann. Fast 400 000 Euro kostet der Stall. Die Müllers haben einen Kredit dafür aufgenommen.

Doch seit dem Frühjahr ist der Milchpreis im freien Fall, etwas mehr als 20 Cent bekommen die Bauern noch. Die Produktionskosten liegen bei 23 Cent: Futter, Maschinen, die Pacht für die Felder, Lohn für eine Hilfskraft, das Geld für die Milchquote, Versicherungen, Zins und Tilgung - „Zurzeit können wir nicht kostendeckend arbeiten'1, sagt Wolfgang Müller. „Das macht uns AngstK, sagt seine Frau. „Wir arbeiten für umsonst/* Und sie arbeiten viel: Der Juniorchef und sein Vater sind 80 Stunden pro Woche auf den Beinen, freie Zeit gönnt sich die Familie nur sonntags nachmittags. „Da fahren wir nach Bad Soden-Salmünster und essen ein EisK, sagt Silke Müller. Für Hobbies oder Urlaub reichen weder Zeit noch Geld.

Herum kommt Wolfgang dennoch: Er ist Ortslandwirt, sitzt im Ortsbeirat des 30-


35 Einwohner-Dorfes Rabenstein und engagiert sich in der Vertreterversammlung der Raiffeisenbank und der Molkerei. Im Sommer arbeitet er, so lange es draußen hell ist; abends schraubt er zurzeit zusammen mit seinen großen Töchtern im neuen Stall das Stahlgestänge zwischen den Boxen der Kühe an. Täglich melken Wolfgang und seine Eltern morgens um sechs; danach füttern sie Rinder, Bullen und Kälber, 200 Stück 4 Vieh insgesamt. 120 Hektar Land sind zu bearbeiten - kein kleiner Hof, eher ein größerer, und trotzdem reicht der Ertrag nicht zum Leben. Von der Molkerei kamen im Monat bisher um die 17 000 Euro Milchgeld, jetzt sind es nur 10 000 Euro. Den durchschnittlichen Nettolohn eines Fünf-Personen-Haushalts von 4 000 Euro im Monat, den das Statistische Jahrbuch für 2008 ausweist, erreichen die Müllers bei 45 weitem nicht.

Trotz ihrer wirtschaftlichen Probleme ist die Familie nicht unglücklich. Wolfgang Müller ist froh, dass er sein eigener Herr ist. Stundenlang zu einer Arbeit zu pendeln, bei der er die Kinder nicht sähe, würde ihn traurig machen. „Wir wirtschaften hier alle zusammen, jeder packt mit an.K Bei jeder Mahlzeit treffen sich alle am großen so Küchentisch. Wolfgang ist landwirtschaftlicher Meister, Silke, selbst Bauerntochter, ist Erzieherin. Nach ihrer Hochzeit haben die beiden voller Optimismus ein geräumiges zweieinhalbstöckiges Haus an das alte Bauernhaus angebaut. Silke arbeitete auch noch in ihrem Beruf, als die älteren Töchter schon auf der Welt waren. Das ging nur mit Hilfe der Schwiegermutter. Silkes Einkommen half, den Kredit 55 für das Haus zu bedienen. Alt und Jung stehen zusammen auf dem Müllerschen Hof^ und natürlich sind Wolfgangs Eltern stolz darauf, dass er den Betrieb in sechster Generation führt.

Viele der Dinge, die die Glücksforschung als Elemente eines gelungenen Lebens ausmacht, haben die Müllers: Sie erleben Gemeinschaft, familiären Zusammenhalt 6 und Heimat, sie sind eng verbunden mit der Natur. An der Anerkennung ihrer Arbeit hapert es - das ist der große Wermutstropfen. „Noch nie waren Lebensmittel so billig wie heutew, klagt Silke Müller. „Keiner in der Stadt weiß mehr zu schätzen, was wir hier tun.“ Von der Politik verlangen sie stabilere Rahmenbedingungen. Für ihre Kinder wünschen sich die Müllers, dass sich die Zeiten ändern: „Wenn die Preise 65 so bleiben, kann man ihnen nicht raten, in der Landwirtschaft zu bleiben/'

Worterklärunqen

feste, innere Bindung einer Gruppe od. Familie etw. Mühe-, Gefahrvolles hinter sich bringen bauchige, geschliffene Glasflasche, meist mit Verschluss Haltung, bei der die Ergebenheit in die als unabänderlich hingenommene Macht des Schicksals das Handeln bestimmt (宿命论)

der Durchhaltewillen, -Willen zum Durchhalten

kegeln

der Seniorchef (Kaufmannsspr.)

der Stall, -egeschlossener Raum oder Gebäudeteil, in dem Vieh

untergebracht ist

befristet zur Verfügung gestellter Geldwert, Betrag, der mit Zinsen zurückgezahlt werden muss; Darlehen mit dem Eigentümer gegen Entgelt vertraglich vereinbarte (befristete) Nutzung einer Sache (租赁Rückführung einer Geldschuld

jmdm./sich zuteil werden, zukommen lassen, sich etw. leisten

Betrieb, in dem frische Milch aus den umliegenden Gebieten zum Verkauf bearbeitet od. zu Butter, Käse o. Ä. weiterverarbeitet wird mit Schrauben befestigen

die Milch aus dem Euter zum Austreten bringen geschlechtsreifes männliches Rind rechnerisch nachweisen, zeigen mit zugreifen, mithelfen

(vorübergehend) nicht zur Verfügung stehen, fehlen, mangeln

aromatisch duftende Pflanze mit seidig behaarten, graugrünen gefiederten Blättern, die als Gewürz- u. Heilpflanze verwendet wird und einen bitteren Geschmack hat (洋艾der Wermutstropfen, -(geh.): etw., was bei sonst Schönem doch ein wenig

Schmerzliches mit sich bringt; Bitterkeit des Wermuts als Schmerz, Unangenehmes

I. Textarbeit

 Was erfahren Sie von der Bauemfamilie Müller? Notieren Sie die wichtigen Angaben zu folgenden Stichworten.

Zahl der Familienangehörigen:

Familienmitglieder:


Wohnort der Familie:

Familienbetrieb:

Freizeitbeschäftigung:

Lebenszustand:

Probleme:

Hoffnung:

 Beantworten Sie die folgerxlen Fragen in vollständigen Sätzen.

1) Warum ist das Leben der Familie Müller auf dem Land im Vergleich zur früheren Zeit so hart geworden? Nennen Sie Gründe dafür.

2) Weche Landarbeiten müssen die Müllers täglich erledigen? Beschreiben Sie ihre Tätigkeiten.

3) Mit welchen wirtschaftlichen Problemen sind die Müllers konfrontiert?

4) Warum ist Familie Müllertrotz ihrer wirtschaftlichen Probleme nicht unglücklich?

5) Welche Elemente des Lebens schätzen die Müllers besonders? Spielen diese Elemente für Ihr Leben auch eine Rolle?

6) Erläutern Sie den letzten Satz von Text B: „Wenn die Preise so bleiben, kann man ihnen nicht raten, in der Landwirtschaft zu bleiben.y/ Was lässt sich an diesem Satz ablesen?

 Erklären Sie die folgenden Ausdrücke.

1) Wurst aus eigener Schlachtung

2) idyllisch wirken

3) kostendeckend arbeiten

4) sich engagieren

5) zur Arbeit pendeln

6) Elemente eines gelungenen Lebens

7) stabile Rahmenbedingungen

8) Die Zeiten ändern sich.


 Formen Sie die kursiv gedruckten Satzteile anders um.

  1. Fatalismus und Durchhaltewillen liegen bei der Mutter dreier Kinder zurzeit nah beieinander.

  2.  Wir sparen an der Kleidung für uns oder für die Enkelkinder.

  3.  Die Müllers haben einen Kredit für den Kuhstall aufgenommen.

  4. Seit dem Frühjahr ist der Milchpreis im freien Fall.

  5. Der Juniorchef und sein Vater s/nd 80 Stunden pro Woche auf den Beinen.

  6. Den durchschnittlichen Nettolohn eines Fünf-Personen-Haushalts von 4 000 Euro im Monat erreichen die Müllers bei weitem nicht.

  7. Wolfgang Müller ist froh, dass er sein eigener Herr ist.

  8. Wir wirtschaften hier alle zusammen, jeder packt mit an.

  9. Silke arbeitete auch noch in ihrem Beruf, als die älteren Töchter schon auf der Welt waren.

  10. Silkes Einkommen half, den Kredit für das Haus zu bedienen.