1. Anforderungen an die Lenkung
Eigentlich wirkt die Lenkung doch ganz einfach. Drehe ich das Lenkrad nach links, dann fahre ich auch nach links. Was ist da schon dabei?
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Wir stellen nämlich große Ansprüche an die Lenkung und all ihre Funktionen. Möglichst feinfühlig soll sie sein, schnell reagieren soll sie, Störeinflüsse soll sie blockieren und bei einem Unfall wie auch sonst stabil bleiben. Und das alles auch noch mit möglichst geringem Kraftaufwand für den Fahrer.
Für die letzte Anforderung gibt es seit 1951 Abhilfe: Die Servolenkung. Abgeleitet vom lateinischen servo „hilfs-“ hilft uns die Servolenkung selbst schwere Autos ohne viel Kurbeln zu steuern. Zunächst wurde sie daher nur in LKWs eingebaut, später aber auch in den meisten PKWs. Die Servolenkung funktioniert über hydraulische Unterstützung für die Lenkkraft des Fahrers durch eine Kraftpumpe, welche über den Keilriemen des Motors angetrieben wird. Somit wird der Kraftaufwand beim Lenken gesenkt. Der Wartungsaufwand ist dabei hoch, denn das Auto muss auch bei einem Totalausfall der Lenkhilfe noch steuerbar bleiben.
2. Funktionsweise der Lenkung
Die Lenkung gibt die Bewegungen des Lenkrads über eine Vielzahl von Übersetzungsmechanismen an die Vorderräder weiter. Unabhängig davon, ob das Auto mit Front-, Heck- oder Allradantrieb fährt, werden immer nur die Vorderräder gelenkt; die Hinterräder folgen. Somit vermeidet man das Ausscheren des Fahrzeugs in Kurven.
Die Lenkung an sich ist Teil des Fahrwerks. Den Aufbau können Sie sich so vorstellen: Das Lenkrad in Ihrem Cockpit schließt an die Lenksäule (im Bild blau) an. Diese verläuft vor dem Fahrersitz schräg nach unten und verbindet sich an ihrem Ende mit dem Lenkgetriebe. Das Lenkgetriebe überträgt die Drehbewegung des Lenkrads entweder direkt oder indirekt auf die Spurstangen. Dafür gibt es verschiedene Bauformen, von denen die heute gängigste die Zahnstangenlenkung ist. Dabei greift ein Ritzel am Ende der Lenksäule in die Zähne der quer gelegenen Zahnstange (im Bild grau) und setzt sie somit in Bewegung. Diese Bewegung wird an die mehrteilige Spurstange (im Bild rosa) übertragen, welche an ihrem Ende mit dem Radträger (golden) und somit schließlich mit den Vorderrädern verbunden ist. So wird der Einschlagwinkel der Vorderräder beeinflusst und damit die Richtung des Fahrzeugs. Den Winkel zwischen Geradeausstellung und Schrägstellung der Räder nennt man Lenkwinkel. Normalerweise zeigen die Räder beim Lenken in die Kurve hinein, beim Rückwärtsfahren jedoch ist es umgekehrt. Der Grund dafür ist die Fliehkraft, welche das Auto aus der Kurve zieht.
Störeinflüsse wie Antrieb, Bremsen und Fahruntergrund beeinflussen die vom Fahrer gewählte Lenkrichtung. Die Automobilindustrie konstruiert Autos heute jedoch so, dass sie auch bei schlechten Straßen- und Witterungsverhältnissen konstant fahren. In Anbetracht dieser Tatsachen gehört die Lenkung zu den Systemen im Auto, die für Ihre Sicherheit am relevantesten sind. Das technisch anspruchsvolle System benötigt passgenaue Teile mit hoher Materialqualität. Durch zusätzliche Stabilisierungssysteme wird die Lenkung heute konstant verbessert, doch ihre Wartung wird dadurch auch komplizierter.
3. Andere Lenksysteme
Auch ein Auto ohne Lenkrad ist vorstellbar. Entwickler arbeiten zum Beispiel an einer Lenkung über einen Joystick-ähnlichen Schalthebel. Schafft man so das Lenkrad ab, reduziert man auch die Verletzungsgefahr. Das wäre auch der Vorteil komplett selbstfahrender Autos, denn auch diese bräuchten theoretisch kein Lenkrad, sondern nur eine Computer-Steuerung. Bis das Wirklichkeit wird, sollten Sie sich auf Ihre Lenkung dennoch verlassen können.

